Herbst 1888 21 [1-8]
21 [1]
Teichm
Scept gr
Spir
A Müller, der Islam
21 [2]
Abends ins Café Livorno
3—5 ins Café Florio
Nicht zu Roma
nicht zu Löscher
Nicht Brille in der Straße aufsetzen!
keine Bücher kaufen!
nicht in die Menge gehn!
Abends durch Garten V bis Schloß, dann wieder hinein bis Ende piazza Vitt und ins Café Livorno
im Theater mit Gall num probiren!
21 [3]
Cap. über Glauben
Cap. über Paulus
die mittel, krank zu machen
die mittel, verrückt zu machen
21 [4]
keine Briefe schreiben!
keine Bücher lesen!
ins Café etwas mitnehmen zum Lesen!
Notizbuch!
21 [5]
Wasser trinken.
Nie spirituosa.
von Zeit zu Zeit (Rhababer)
Morgens Ein Glas Thee: kalt werden lassen!
nachts etwas wärmen!
im Theat galler posto numer
nicht Brille auf Straße
nicht in die Menge gehn!
nicht zu Löscher!
nicht zu Roma!
keine Briefe schreiben
Abends warme Kleider!
21 [6]
Ach welche Wohlthat ist ein Jude unter deutschem Hornvieh! .. Das unterschätzen die Herren Antisemiten. Was unterscheidet eigentlich einen Juden und einem Antisemiten: der Jude weiß, daß er lügt, wenn er lügt: der Antisemit weiß nicht, daß er immer lügt.
21 [7]
Man sieht heute nicht selten junge Männer achtbarer Herkunft in durchaus zweideutigen Bewegungen verschwinden: sie haben lange ihrem Leben keinen Sinn zu geben gewußt,—irgend ein Sinn wird schließlich bei ihnen ein fast tyrannisches Bedürfniß. Zuletzt entscheidet der Zufall: sie verfallen einer Partei, die einen “Sinn” hat, gegen den im Grunde nicht nur ihr Geschmack, sondern ihr Geruch prostirt, —
gegen die im Grunde nicht bloß der Geschmack sondern der Geruch protestirt, die Antisemiten zum Beispiel: bloß weil die Antisemiten ein Ziel haben, das handgreifbar bis zur Unverschämtheit ist das jüdische Geld ...
ihrem Leben keinen Sinn zu geben wissen und die endlich einer Partei verfallen, die einen Sinn hat, den Antisemiten zum B, deren Ziel handgreiflich bis zur Unverschämth ist: das jüdische Geld
sie werden zum Beisp A, bloß weil die A ein Ziel haben, das handg bis zur Unversch ist—das jüdische Geld ..
Definition der Antisemiten: Nied, ressentiment, ohnmächtige Wuth als Leitmotiv im Instinkt: der Anspruch des “Auserwählten”; die vollkommene moralistische Selbstverlogenheit—, sie darf die Tugend und alle großen Worte beständig im Munde haben. Dies aber das typische Zeichen: sie merken nicht einmal wem sie damit zum Verwechseln ähnlich sehn? ein Antisemit ist ein “neidischer” d. h. stupidester Jude — —
21 [8]
Ich wage noch ein proprium meiner Natur anzudeuten, zumal es benahe das proprium ist. Ich habe Etwas, das ich meine inneren Nüstern nenne. Bei jeder Berührung mit Menschen ist das Erste, was mir sich verräth, der Grad von innerer Sauberkeit —ich rieche gerade die “schönen Seelen” als besonders unreinlich. Wie Jemand zu sich steht, oder wie sich Jemand Etwas vorcht, ob er darauf hält, mit sich unzweideutig zu verkehren,—ob sich Jemand erträgt oder ein “Ideal” nöthig ... Der Idealist riecht mir schlecht ...
Ich möchte wagen dürfen, den Namen eines Gelehrten jüdischer Abkunft zu nennen, der mich durch eine Instinkt gewordene vornehme Kühle und Klarheit gegen sich jeder Zeit ein tiefes Gefühl von Schönheit, von Reinlichkeit in meinem Sinn gegeben hat: er verglich sich keinen Augenblick, er war nie ein Anderer, u verbarg sich weder vor Zeugen noch ohne Zeugen. Dazu gehört nicht nur eine vollkommene Gewöhnung an Härte und Freimuth gegen sich; es gehört auch eine große Widerstandskraft dazu, um sich unter dem Eindruck von Gesellschaft oder Beruf oder Zufall nicht zu verändern. Es ist ebenso ein Zeichen der Stärke wie die sog
Den Gegensatz zu den geschilderten reinlichen Typen geben mir im Durchschnitt fast alle Deutschen, die ich kenne; im Besonderen die Herren Antisemiten, die ich als par excell empfinde. Schlechte Instinkte, ein absurder Ehrgeiz, die Eitelkeit, und dabei die Attitüde der “höheren Werthe,” des “Idealismus” ...